Das Minolta AF 2.8/80-200 mm APO – vorgestellt 1987 – war das erste lichtstarke Autofokus-Telezoom überhaupt. Es ist in der klassischen Viergruppen-Bauweise aufgebaut – zuerst Grundobjektiv, dann Variator und Kompensator, und zuvorderst die Fokussier-Gruppe.

Das 2.8/80-200 mm APO G ist etwas kleiner, leichter und schlanker als sein neu gerechneter Nachfolger mit SSM. Schon die erste Variante des Objektivs ist grundsolide gebaut – selbst Gegenlichtblende und die Riffelung des Fokusringes sind aus Metall. Der Zoomring läuft geschmeidig, präzise und sanfter als bei heutigen Konstruktionen der Spitzenklasse. Die High Speed Version von 1993, optisch unverändert, bekam einen schnelleren Autofokus und die prestigeträchtige weisse Farbe der festbrennweitigen APO-Teleobjektive.

Die Fokussierung – klassisch über Stangenantrieb – ist relativ laut. Etwas zu Vorsicht mahnen muss man beim Einsatz der ersten, schwarzen Version des 2.8/80-200 mm APO G an der Minolta Dynax 9: Der starke AF-Motor dieser Kamera kann bei längerer Benutzung zu Schäden an den Anschlagpunkten des Objektivs führen. Die α900 ist diesbezüglich weniger kritisch; das Drehmoment des AF-Motors wird – nach einem einmaligen "harten" Durchfahren des Fokus-Bereichs kurz vor Erreichen des Anschlags praktisch auf Null reduziert.

Die Leistung des Objektivs ist an der α900 absolut untadelig. Im unteren und mittleren Brennweitenbereich ist es auf dem Niveau des späteren Minolta (Sony) AL 2.8/70–200 mm G SSM. Bei 200 mm Brennweite zeigen sich jedoch leichte Schwächen; das neuere Sony 2.8/70–200 mm G erreicht bei f2.8 in etwa dieselbe Leistung wie das hier beschriebene AF 2.8/80–200 mm APO G bei f5.6. Zudem hat das 80–200 APO etwas stärkere chromatische Aberrationen.

Die Unterschiede zum Sony 2.8/70–200 mm G sind aber geringer, als man aufgrund der konstruktiven Details erwarten würde (nur eine AD-Linse gegenüber vier AD-Linsen beim 2.8/70–200 mm G SSM). Im Bildzentrum bringt Abblenden gerade bei 200 mm Brennweite eine Erhöhung des Kontrastes. Der Bildrand, der bei 135mm noch hervorragend aufgelöst ist, hat bei 200mm leicht weniger Details; Abblenden hilft wenig.

Das Bokeh ist im Porträtbereich (ca. 2 m Distanz) bei allen Brennweiten neutral und ausgesprochen ruhig. Nur wenn das Motiv in grösserer Distanz (> 10 m) ist, können Reflexe und Spitzlichter in «unendlicher» Entfernung eine ringförmige Gestalt annehmen und das Bokeh unruhig erscheinen lassen. Mit der Vignettierung hat man im praktischen Alltag kaum Probleme; die Randabschattung bei f2.8 ist nur im direkten Vergleich oder bei flächigen Motiven wahrnehmbar. Die Verzeichnung fällt nur bei kritischen Motiven auf.

 

Baujahre Minolta ab 1987 (schwarze Fassung); mechanisch deutlich verbesserte High Speed Fassung ab 1993 (weisse Fassung)
Linsen/Glieder 16/13 (davon eine Linse aus AD-Glas)
Länge/Durchmesser 166/88 mm
Gewicht 1300 g (erste schwarze Version), 1280 g (zweite weisse Version)
Naheinstellgrenze 1.8 m (0.14x)
Filter 72 mm
Bauweise hochwertige Metallfassung
Fokussierung Frontfokussierung, Stangen-AF
Sonstiges Stativschelle, kreisrunde Blende mit neun Lamellen; zweite Version mit AFStop-Taste