Sonys vorläufiges Flaggschiff A7RII (die A9 lauert irgendwo um die Ecke) setzt mit 42 MP und Vollformat die Latte ziemlich hoch:
Hoch auflösende Objektive sind gefordert. Schauen wir uns an, wie drei bekannte Objektive mit 35 mm Brennweite sich an 42 MP Vollformat schlagen.
* Der Minolta-Klassiker MD 2.8/35 mm (1981)
* Das Leitz-Prunkstück Summilux 1.4/35 mm ASPH II (1994 / 2011)
* Das von Sony entwickelte und von Zeiss anerkannte Sonnar FE 2.8/35 mm (2013)
Zwei wichtige Anmerkungen vorweg:
1) Alle hier gezeigten 100% crops sind Auschnitte aus JPGs direkt aus der A7II bzw A7RII (ohne weitere Bearbeitung).
Konvertierung der Rohdaten folgt am Wochenende; sie wird zu einer deutlich besseren Detailschärfe führen
2) Das Summilux 1.4/35mm ASPH hat an sich eine weit bessere Eckschärfe; die hier dokumentierten unbefriedigenden Resultate
treten nur in Kombination mit der Sony A7-Serie auf, nicht aber auf Film oder an der digitalen Leica M-Serie
Hier zunächst die beiden Übersichtsbilder, die zeigen, welche Ausschnitte (kleine gelbe Quadrate!) ich jeweils für die Diskussion der Abbildungsleistung verwendet habe. Es handelt sich um den Berner Zytglogge-Turm, der einmal in der Bildmitte und ein andermal in der Bildecke platziert wurde. Fokussiert wurde immer in der Bildmitte, dies mit der Sucherlupe in maximaler Vergrösserung - auch wenn ich das Sujet anschliessend in der Bildecke platzierte, um dadurch eine allfällige Bildfeldwölbung erkennen zu können.
Bevor wir damit beginnen, die drei Objektive an der A7RII anzusehen, erst mal ein Vergleich des "alten" 24 MP Sensors mit dem neuen 42 MP Sensor. Wer gedacht hatte, dass eine günstige gebrauchte Festbrennweite, deren optische Konstruktion aus den 1970er Jahren stammt, mit 42 MP nun wirklich überfordert sei, muss sich eines Besseren belehren lassen. Minoltas MD 2.8/35mm zeigt am neuen Sensor weit mehr Details als an den 24 MP der A7II:
Oben: JPGs aus der A7II (links, 24 MP) verglichen mit der A7RII (rechts, 42 MP). Das Objektiv ist ein günstiges Minolta MD 2.8/35mm, das inzwischen 35-jährig ist. Schon bei Offenblende ist die Auflösung für den 24 MP Sensor mehr als genügend (artefak-Bildung beim Ziegeldach). Am neuen 42 MP Sensor werden die Ziegel sauber aufgelöst, dafür findet sich im obersten, noch feiner strukturierten Dachteil deutliches Moiree. Dies lässt darauf schliessen, dass das MD 2.8/35mm noch mehr Auflösung hergeben würde - allein, der 42 MP Sensor stösst an seine Grenzen ...
Selbst wenn man die 42 MP JPGs der A7RII auf 24 MP herunter skaliert, zeigen sie weit mehr Details als jene JPGs , die mit nativen 24 MP direkt aus der A7II kommen:
Oben: JPG aus der A7II (links) verglichen mit einem auf 75% reduzierten JPG aus der A7RII. Das Bild aus der neuen A7RII ist deutlich klarer und hat weniger Artefakte, obwohl die Pixelzahl beider hier gezeigten Ausschitte identisch ist.
Und nun zum Objketiv-Vergleich! Auflösung allein genügt nicht: Ist die Objektiv-Lichtstärke zu hoch und die Austrittspupille des Objektivs zu nahe am Sensor, so treten auch bei exzellenten Objektiven sichtbare Unschärfen am Bildrand auf, weil Sony - im Gegensatz zu Leica - vor dem Sensor ein über 3 mm dickes Filterpack verwendet (Leica begnügts sich mit nur 0.5 mm bzw. 0.8 mm).
Solche teils überaus unscharfe Bildecken treten bei vielen kleinen, klassischen und an sich extrem guten Weitwinkeln auf, die symmetrisch oder annähernd symmetrisch gebaut sind. Hier exemplarisch das Leica Summilux ASPH 1.4/35 mm, ein an sich exzellentes Objektiv, das aber an der Sony A7-Serie auf mindesten f5.6 abgeblendet werden muss, will man eine gute Eckschärfe bekommen:
Oben: Leica Summilux ASPH 35mm 1:1.4 (100% crop eines JPGs aus der Bildecke der A7RII). Selbst um zwei Stufen abgeblendet kommen die Ecken überaus unscharf.
Sony und Zeiss beziehen bei ihren spezifisch fürs E-System gebauten Objektiven das Filterpack mit in die Rechnung ein; somit treten hier auch bei nahe am Sensor liegender Austrittspupille keine Probleme auf. Unten gezeigt am Beispiel des extrem kleinen und leichten Sony Zeiss Sonnar FE 2.8/35 mm. Man beachte, dass Sony bei diesem Objektiv recht starke Korrekturen auf die Rohdaten anwendet, was sich einer von f2.8 bis f11 praktisch identischer Abbildungsleistung äussert. Leider führe diese nachtäglichen Korrekturen auch dazu, dass die JPGs etwas matschig und nicht wirklich detailliert wirken:
Oben: Sony Zeiss Sonnar FE 35mm 1:2.8 (100% crop eines JPGs aus der Bildecke der A7RII). Die von der Kamera automatisch durchgeführten Bildfehler-Korrekturen führen zu einer bei allen Blenden quasi identischen Abbildung. Unter der elektronischen Optimierung leiden die kleinen Details.
Adaptiert man SLR-Objektive, so hat man all diese Probleme per se nicht - die Austrittspupille liegt immer genügend weit weg vom Sensor. Sie sind deshalb grösser und schwerer als entsprechende Objektive in symmetrischer Bauweise:
Oben: Minolta MD 35mm 1:2.8 (100% crop eines JPGs aus der Bildecke der A7RII). Die Optik sticht zumindest an der A7RII die renommiertesten Konkurrenten aus. Die Details kommen schon bei Offenblende sehr brauchbar; bei f5.6 hat das billig erhältliche, aber recht schön gebaute Minolta die beste Abbildungsleistung.
Nachdem wie die - interessanteren - Crops aus den Bildecken angeschaut haben, folgen hier noch die entsprechenden Ausschnitte aus dem Bildzentrum.
Ich zeige sie hauptsächlich deswegen, um Diskussionen über eine allfällige Fehlfokussierung meinerseits vorzubeugen:
Oben: Leica Summilux ASPH 35mm 1:1.4 (100% crop eines JPGs aus dem Bildzentrum der A7RII). Die Detailauflösung bei f1.4 (hier nicht gezeigt) ist praktisch identisch, allerdings haben wir - wie bei hochgeöffneten Systemen üblich - bei voller Öffnung ein gewisses "purple fringing" und einen leicht verringerten Kontrast
Oben: Sony Zeiss Sonnar FE 35mm 1:2.8 (100% crop eines JPGs aus dem Bildzentrum der A7RII).
Oben: Minolta MD 35mm 1:2.8 (100% crop eines JPGs aus dem Bildzentrum der A7RII).