Als Minolta 2003 nach langem Zögern und für viele überraschend die ersten Objektive mit Ultraschall-Fokussierung vorstellte, wurde das neue AF 2.8/70–200 mm APO G SSM in der Fachpresse umgehend als «die neue Nummer eins unter den lichtstarken Profizooms» (Zitat FotoMagazin) klassiert. Hochwertige Kunststoffe auf Carbonfiber-Basis und die abnehmbare Stativschelle helfen, das Gewicht im Rahmen zu halten. Obwohl das Objektiv leicht grösser ist als sein Vorgänger AF 2.8/80-200 mm APO G, liegt es eher besser in der Hand.
Das AL 2.8/70–200 mm G SSM ist auf beste Leistung bei den wichtigen 200 mm Brennweite ausgelegt. Bei f2.8 liegt das Bildzentrum bezüglich Detailauflösung gleichauf mit dem AF 2.8/200 mm APO; in den Randbereichen ist die hervorragende Festbrennweite aber deutlich detailreicher. Das 2.8/70–200 mm G SSM erreicht bei 200 mm und f2.8 etwa dieselbe Gesamtleistung wie das Vorgängermodell AF2.8/80–200 mm APO G bei f5.6. Bei 85 mm Brennweite ist das 70–200 G auf Augenhöhe mit dem Zeiss ZA 1.4/85mm. Bei 135 mm wird das Niveau des exzellenten Zeiss ZA 1.8/135 mm allerdings nicht ganz erreicht.
Es kann nicht genug betont werden, wie wichtig eine korrekte Fokussierung beim 2.8/70–200 mm G SSM ist, um bei Offenblende die volle Leistung zu sehen. Eine minimale Fehlfokussierung führt zu einem kontrastarmen und etwas "verwaschen" wirkenden, aber immer noch sehr detailreichen Bild!
Bei allen Brennweiten gilt, dass ein korrekt fokussiertes 70–200 G durch Abblenden allenfalls in den Ecken noch leicht gewinnt. Neuartige Nanovergütungen machen das AL 2.8/70–200 mm G SSM trotz der 19 Linsen sehr unempfindlich gegenüber Reflexen und Streulicht – auch bei Konzertaufnahmen mit ausgeprägtem Gegenlicht. Die 1% tonnenförmige Verzeichnung bei 70 mm und ca. 0.5% kissenförmige Verzeichnung bei 200 mm bleiben weitgehend unsichtbar.
Bei 200 mm Brennweite sind die chromatischen Aberrationen gegenüber dem Vorgänger sichtbar reduziert; bei 80 mm Brennweite hat das ältere 2.8/80-200 mm APO G diesbezüglich aber die Nase vorn. Die Vignettierung fällt bei f2.8 recht deutlich aus, auch bei langen Brennweiten. Abblenden auf f5.6 entschärft das Problem.
Das Bokeh ist weitgehend unproblematisch und im längeren Brennweitenbereich sogar sehr gut; einzig in einem schmalen Bereich um 135 mm Brennweite können unter besonderen Umständen (Fokusdistanz ca. 10 m) deutlich störende Kringel entstehen.
Das 70–200 G SSM veträgt sich sehr gut mit dem Minolta (Sony) 1.4x APO Konverter. Es empfiehlt sich ein Abblenden um eine halbe Stufe, um den bei Offenblende recht flauen Kontrast auf sehr gute Werte zu bringen. Die Kombination mit dem 2x Konverter hat am 24 MP-Sensor ihre Grenzen; wer oft im Brennweitenbereich zwischen 200 mm und 400 mm arbeitet, sollte dewegen zum class leading Sony AL 4–5.6/70–400 mm G greifen.
Zusammengefasstergeben sich gegenüber dem Vorgängermodell AF 2.8/80-200 mm APO G HS die folgenden Unterschiede:
• Bei 200 mm deutlich bessere Detailauflösung und keine CAs
• Deutlich reduzierte Streulichtempfindlichkeit
• Lautlose SSM-Fokussierung
• Deutlich verbesserte manuelle Fokussierung
• Naheinstellgrenze von 1.2 m statt 1.8 m
• Kompatibel zu den Sony Telekonvertern1.4x und 2x
• Innenfokussierung: Filterfassung drehtbeim Fokussieren nicht mit (Polfilter!)
• Leicht erweiterter Brennweitenbereich
• Abnehmbare Stativschelle
Baujahre ab 2003 (Minolta) bzw. ab 2006 Sony)
Linsen/Glieder 19/16
Länge/Durchmesser 196/87 mm
Gewicht 1360 g (ohne Stativschelle) bzw. 1500 g (mit Stativschelle)
Naheinstellgrenze 1.2 m (0.21x)
Filter 77 mm
Bauweise hochwertige Metall-Kunststoff-Fassung
Fokussierung Innenfokussierung, SSM
Patent JP 2004-109559
Sonstiges Apochromatische Korrektur, elektrischer Fokussierbereichs-Begrenzer