Sony A900 / A7 / Leica M (240): Dynamikbereich

Verglichen wurde die schwere und kopflastige Kombination aus A900 & Zeiss 2.8/16-35mm mit dem extrem leichten, scharfen, verzeichnungsfreien und kleinen Zeiss ZM 4.5/21mm an der Leica M sowie an der Sony A7. Mir ist klar, dass das ZM 4.5/21mm für alle gegenwärtigen digitalen Sensoren die Herausforderung ist (extrem hohe Auflösung gepaart mit weit hinten liegende Austrittspupille). Ich wollte aber wissen, welche Kompromisse ich eingehen muss, wenn ich mein gegenwärtiges (schweres) System gegen eine aktuelle, möglichst leichte Kombination eintausche.

 

Beim Erscheinen der Sony Alpha 900 waren ihre eine Stärke unmittelbar ersichtlich: die hohe Auflösung. Weniger beachtet, aber in der fotografischen Praxis bedeutsamer, war ihre andere grosse Stärke: Der hohe Dynamikbereich des Sensors (ca. 12 EV). Gekoppelt mit dem Iridix genannten Prozess von Apical (London), den Sony als Dynamic Range Optimization (DRO) vermarktet, entstehen bemerkenswert augengerechte JPGs direkt aus der Kamera.

Obwohl der neue CMOS-Sensor der Leica M gemäss DXOmark rund eine Blende mehr Dynamikbereich hat (ca. 13 EV), kann die Kamera diesen Vorteil bei den JPGs nicht umsetzen, da ihr eine Funktion analog des DRO fehlt. Aber selbst bei den Rohdaten wird der theoretische Vorteil des Leica-Sensors von der extremen Vignetterung und den farbverschiebungen des 21er Biogons quasi "aufgefressen".

Auch Sony A7 (Dynamikbereich ca 14 EV) kommt in der getesteten Kombination (!!) nicht an die JPGs der A900 mit dem Zeiss ZA 16-35mm heran; das niedrige Auflagemass und die Konstruktion des Biogon 4.5/21mm fordern ebenso wie bei der Leica M ihren Tribut. Allerdings kommt die Sony-Kamera mit diesem schwierigen Objektiv bezüglich Vignettierung und Farbverschiebungen besser klar als die Leica M (genau umgekehrt verhalten sich die beiden Kameras bezüglich Eckschärfe: Hier brilliert die Leica, und die Sony A7 schleidet schlecht ab). Lädt man auf die A7 noch eine entsprechnde App (auch das geht bei der Leica nicht), so lassen sich selbst mit dem überaus schwierigen Biogon 4.5/21mm leidlich gute Aufnahmen machen. Besser als die der A900 sind sie allerdings nicht.

 

 

Dynamikbereich JPG 1

Die kleine, rund 80-jährige katholische Kirche auf der Lenk im Simmental (Schweiz). Belässt man die Kameras in der Standardeinstellung und belichtet man mit identischen Werten, so kann  keines der JPGs befriedigen: Auf den Bildern wirkt das Innere der Kirche viel dunkler als in der Realität, obwohl die Belichtung so eingestellt wurde, dass bei der A900 die Lichter nicht allzusehr ausfrassen.

 

Dynamikbereich JPG 2

Aktiviert man die DRO-Funktion der Sony A900, so entsprechend die Resultate weitgehend dem Augen-Eindruck (links). Da der Leica M eine entsprechende Funktion fehlt, bleibt es bei der unbefriedigenden Wiedergabe (Mitte). Sonys A7, mit 14 EV Dynamikbereich messtechnisch eindeutig an der Spitze, kann trotz DRO nicht mit der A900 & ZA 16-35mm mithalten - zu starkt sind Vignettierung und Farbverschiebungen selbst bei f11. Teilweise Abhilfe kann eine spezielle App schaffen, die auf die A7 geladen wird (siehe unten).

 

 

Dynamikbereich JPG 3

Hier die reformierte Kirche der Lenk - aufgrund heller Glasfenster mit noch grösserem Kontrastumfang als die weiter oben gezeigte katholische Kirche. Gezeigt sind die mit gleichen Eckdaten aufgenommenen Bilder aus der A900 (mit DRO 5), der Leica M und der Sony A7 (mit DRO 5 plus Biogon-spezifischer App für das 4.5/21mm). Die App korrigiert die starken Interferenzen von Sonsor und Biogon recht gut (links).

 

 

Dynamikbereich JPG 4

Einziger Ausweg, um aus der Leica M halbwegs befriedigende JPGs zu bekommen (einmal abgesehen von den spezifischen Problemen des 4.5/21mm), ist die Verlängerung der Belichtungszeit: belichtet man um drei Blendenstufen (!) reichlicher, so wird das Innere leidlich abgebildet - die Fenster fressen allerdings komplett aus.

 

Nochmals: Alle gezeigten und beschriebenen Fakten beziehen sich auf die Kamera-eigenen JPGs, und nicht auf die Rohdaten!

 

Weitere Infos zum Dynamikbereich der Rohdaten folgen!