Kürzlich habe ich hier in meiner verschneiten Heimatstadt einen kleinen Vergleich von bekannten 24mm-SLR-Objektiven aus den 1970er/80er Jahren gemacht. Auslöser war die Anfrage, wie sich eigentlich das Minolta MD 4/24-50mm im Vergleich zu andern Objektiven verhält. Das MD 24-50mm ist ein aufwändig gefertigter 13-Linser, der in analogen Zeiten einen sehr guten Ruf genoss - durchaus gerechtfertigt, wie sich hier an der A7 II herausstellt: Über weite Teile des Bildfeldes kann das Objektiv mit den festbrennweitigen 24ern mithalten; nur in den Ecken (die aber beim Druck oder beim Vergrössern meist wegfallen) haben die Primes deutliche Vorteile.
Unten das Testbild; darin eingezeichnet die beiden Ausschnitte, die weiter unten als 100% crops gezeigt werden.
Kamera: Sony A7 II (24MP Vollformat)
Selbstauslöser mit 2s Vorlaufzeit und elektronischem erstem Verschluss.
Stativ: Manfrotto 410 mit Dreiwege-Neiger
Fokussierung: Leicht oberhalb der Bildmitte auf die Kapellbrücke, bei Offenblende mittels Sucherlupe
Gezeigte Ausschnitte: 100% crops aus den JPGs direkt aus der Kamera. Keine weitere Nachbearbeitung ausser croppen!
Untenstehend die 100% crops aus einem Bildbereich, der etwa den kürzeren (dh weiter entfernten) Bildrändern entspricht.
Alle getesteten Objektive zeigen eine bemerkenswert uniforme Leistung.
* Leicht überdurchschnittlich das achtllinsige Minolta MD-III 2.8/24mm
* Ebenso leicht abfallend die beiden Minolta-Zooms MD 4/24-50mm und MD-III 3.5/24-35mm sowie das Canon new FD 2.8/24mm (letzteres dafür in den äussersten Ecken sehr gut, doch mehr davon später).
* Dazwischen das neunlinsige MD-I 2.8/24mm und das Nikkor AiS 2.8/24mm.
Erst in den äussersten Ecken - die wie gesagt beim Druck bzw beim Vergrössern in der Regel "verloren gehen" - unterscheiden sich die Objektive stärker.
* Spitzenreiter sind die "neueren" 2.8/24mm Festbrennweiten (Canon new FD 2.8/24mm [1979], Minolta MD-III 2.8/24mm [1981] und AiS Nikkor 2.8/24mm [ca. 1981])
* an zweiter Stelle das etwas ältere Minolta MD-I 2.8/24mm, dessen Rechnung von 1975 stammt
* sichtlich abfallend dann die beiden Zooms MD 4/24-50mm und MD 3.5/24-35mm
Bei 35mm Brennweite (Bilder hier nicht gezeigt) und bei 50mm Brennweite haben die genannten Zooms ähnliche Schwierigkeiten: Auch abgeblendet auf f8 können sie keine gut aufgelösten Bild-Ecken mehr bieten. Die Festbrennweiten sind also deutlich im Vorteil, wenn man auf gleichmässige Abbildungsleistung bis in die äussersten Ecken und/oder eine hohe Lichtstärke angewiesen ist! Kleine Bemerkung am Rande: Diese Aussage gilt gerade bei Superwides oft auch heute noch - so hat zB das Sony Zeiss ZA 2.8/16-35mm bei f=35mm und Offenblende deutliche Probleme mit der Eckschärfe (nicht aber abgeblendet oder am weiten Ende bei 16mm Brennweite).
Ich werde diesen Vergleich in Kürze unter Einbezug weitere Objektive (darunter dem Zeiss C/Y 2.8/25mm) wiederholen.