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Die Topcon Uni sieht deutlich moderner aus als viele ihrer Zeitgenossen. Hier ein kleines Set mit den Objektiven 2/50mm, 3.5/35mm und 3.5/135mm.
Topcon (Tokyo Kogaku, Tokyo) ging 1963 mit einer professionellen Systemkamera in die Geschichte ein. Als erster Hersteller hatte es die Firma geschafft, eine SLR mit Offenblende-Messung durchs Objektiv (TTL) auf den Markt zu bringen. Die Topcon RE Super (oder Super D in den USA) war technisch auf Augenhöhe mit Nikons F und hatte zudem lichtstärkere Optiken (so ein 2/135mm und ein 2.8/300mm, beides lange vor Nikon und Canon). Sie galt als überaus robust.
Topcon fertigte ab 1961 eine weitere SLR-Reihe, die im Gegensatz zur "Super D" mit Zentralverschluss und einem eigenen Bajonett ausgestattet war. In diese Reihe gehört auch die hier beschriebene Topcon Uni, die zwischen 1964 und 1969 gebaut wurde. Sie war zusammen mit der Zeiss Contaflex eine der ersten SLRs mit Offenblende-Messung und Belichtungsautomatik (Blendenautomatik).
Tokyo Kogaku wurde in den 1960er Jahren in den USA von Beseler vertreten - man sagt, mit deutlich weniger Verve als Nikon von dessen Importeur Ehrenreich. Auch das mag dazu beigetragen haben, dass Nikon schliesslich den Durchbruch schaffte und von US-Professionals bevorzugt genutzt wurde. Es bleibt allerdings anzumerken, dass z. b. die US Navy aufgrund umfangreicher Tests die Topcon Super D als "Navy-SLR" für ihre Atom-U-Boote auswählte - und nicht Nikons F.
* 1957 Topcon R: SLR mit Exakta-Bajonett, Wechselsucher und "halbautomatischer" Blende. Beginn der Produktion von Spiegelreflex-Kameras
* 1963 Topcon RE (Topcon Super D): SLR mit Wechselsucher, Exakta-Bajonett und Schlitzverschluss. Erste SLR mit TTL-Belichtungsmessung auf dem Markt.
* 1964 Topcon Uni: SLR mit Zentralverschluss (!) und eigenem Bajonett; eine der ersten SLR mit TTL-Offenblendemessung und Belichtungsautomatik (Blendenautomat)
* 1965 Topcon RE-2: SLR mit Exakta-Bajonett, festem Pentaprisma-Sucher und TTL-Belichtungsmessung
* 1965 Topcon Unirex: SLR mit Zentralverschluss (!) und eigenem Bajonett; TTL-Offenblendemessung
* 1973 Topcon Super DM: Professionelle SLR mit Wechselsucher und Schlitzverschluss, ansetzbarem Motor und TTL-Messung
* 1973 Topcon IC-1 auto: SLR mit Zentralverschluss (!) und eigenem Bajonett; TTL-Offenblendemessung und Blendenautomatik
GEHÄUSE
Das Gehäuse der Topcon Uni ist komplett aus Metall gebaut. Es wirkt - im Gegensatz zu den damaligen westdeutschen SLRs (Contaflex, Edixa, Contarex) schlicht und gleichzeitig modern, aber auch ein wenig "eckig". Selbst zeitgenössische japanische SLRs (Minolta SR/SR-T, Asahi Pentax, Miranda usw.) scheinen "älter" zu sein, wenn man sie neben die Uni stellt. Die Gehäuse-Oberseite ist äusserst spartanisch gestaltet, ausser dem Schellspannhebel und dem Rückspulknopf findet sich gerade einmal das grosse und gut ablesbare Bildzählwerk.
Praktisch alle wesentlichen Bedienungselemente befinden sich vorne an der Kamera: Der Auslöser ragt wie bei der Zeiss Contax S schräg aus der Vorderseite der Kamera. Belichtungszeit, Filmempfindlichkeit und Blende (!) lassen sich über drei konzentrische Ringe an der Basis des Objektiv-Bajonetts einstellen. Beachtenswert ist dabei, dass alle drei Ringe und somit auch der Blendenring sich an der Kamera befinden. Die Wechselobjektive haben somit keine Einstell-Elemente für die Blende; die Blende wird von der Kamera her über zwei miniaturisierte Hebelchen angesteuert. Der Ring für die Eingabe der ASA-Werte dient gleichzeitig auch dazu, die maximale Lichtstärke des gerade genutzten Objektivs einzugeben. Dies war zur Zeit die wohl eleganteste Lösung für die TTL-Offenblende-Messung, sicherlich bequemer als die Arbeitsblenden-Messung der Asahi Spotmatic. Erst 1967 übertraf Minolta mit der vollautomatischen MC-Kupplung alle andern Fabrikate - ein Lösung, die früher oder später von allen Herstellern übernommen wurde.
BELICHTUNGSMESSUNG UND -STEUERUNG
* Mittenbetonte TTL-Offenblende-Messung
* CdS-Zelle, die auf der Unterseite des teildurchlässigen Spiegels montiert ist
* Betrieb mittels 1.5 V Quecksilber-Knopfzelle ( PX 625 oder analog, heute nicht mehr erhältlich; durch gleich grosse 1.35 V Alkali-Mangan-Knopfzellen nur bedingt ersetzbar)
* ASA 25 ... 400 einstellbar (vgl. Minolta SR-T von 1967 mit ASA 6 ... 6400)
* Objektiv-Lichtstärke muss bei jedem Objektivwechsel separat eingegeben werden => fehlerträchtig; ausschliesslich Lichtstärken f2, f3.5 und f4 einstellbar
* korrekte (bei Messung) bzw. eingesteuerte Blende (bei Automatikbetrieb) wird links im Sucher gross angezeigt
SUCHER
Der Sucher der Topcon Uni ist einklassischer SLR-Sucher mit fest eingebautem Pentaprisma und ebenso fest einbauter Mattscheibe, zentralem Mikroprismen-Ring und umliegendem fein mattiertem Ring. Auf dem Rest der Scheibe sind deutlich die Fresnel-Ringen erkennbar. Am linken Bildrand findet sich eine grosse und gut ablesbare Blendenskala, deren Zeiger die korrekt einzustellende Blende anzeigt. Der Zeiger ist mit Filmempfindlichkeit und Verschlusszeit gekoppelt. Im Automatikbetrieb (Verschlusszeit auf "AUTO") zeigt er die Blende an, welche die Kamera automatisch einsteuert.
Im Vergleich zur Contaflex wirkt das Sucherbild dunkel, obwohl die Contaflex nur ein Tessar der Lichtstärke 1:2.8 hat, während die Topcon Uni mit einem 50mm 1:2 ausgestattet ist. Die Contaflex hat zudem bereits sowohl Schnittbildindikator als auch Mikroprismenring. Nochmals einfacher wirkt allerdings der Sucher der zeitgleichen Minolta SR-1, der ausser einer fein mattierten Zentralfläche überhaupt keine Einstellhilfen oder Anzeigen aufweist.
SPIEGEL & VERSCHLUSS
Die Topcon Uni ist mit einem Seikosha-Zentralverschluss ausgestattet. Der Zeitenbereich reicht von 1/500 s bis zu 1 s und B. Will man die Blendenautomatik nutzen, darf man allerdings nur die rot unterlegten Zeiten (1/500 ... 1/8 s) nutzen! Die Topcon Uni verfügt zwar über einen fest eingebauten Zubehörschuh über dem Prisma (nicht selbstverständlich in der damaligen Zeit); zum Synchronisieren des Blitzgerätes brauchte man aber ein separates Verbindungskabel. Der Umschalter für den Typ des Blitzgerätes (M/X/V) findet sich unten am Bajonett.
Wie bei allen SLRs mit Zentralverschluss und Wechselobjektiven ist der Ablauf der Auslöse-Sequenz überaus komplex. Vor der Auslösung ist der Zentralverschluss offen, die Blende ebenfalls, und der kombinierte Spiegel/Hilfsverschluss schützt den Film vor Belichtung. Durch Drücken des Auslösers wird die folgende Sequenz aktiviert:
1) Der Zentralverschluss schliesst sich
2) die Blende schliesst sich auf den automatisch bestimmten Wert
3) Der Spiegel/Hilfsverschluss klappt nach oben und gibt den Weg auf den Film frei
4) Der Zentralverschluss öffnet sich wieder und belichtet - je nach Einstellung - zwischen 1/500 s und 1 s oder B
5) Der Zentralverschluss schliesst sich zum zweiten Mal
6) Der Hilfsverschluss/Spiegel fällt in die Ausgangsposition zurück
7) Der Zentralverschluss öffnet sich wieder
8) Blende öffnet sich wieder
Es liegt auf der Hand, dass der ganze Ablauf recht störanfällig ist; alle Zentralverschluss-SLRs aus dieser Zeit gelten heute als unzuverlässig.
OBJEKTIVE: UV TOPCOR
ACHTUNG: die hier beschriebenen UV Topcore sind NICHT identisch und NICHT kompatibel mit den Topcor-R-Objektiven, die zu den professionellen SLRs wie Topcon RE Super / Topcon Super D / Topcon Super DM usw. gefertigt wurden. Letztere spielen sowohl mechanisch als auch optisch in einer ganz anderen Liga; beispielsweise galt das mit Thorium-Gläsern ausgestattete Topcor 1.4/50mm lange Zeit als das beste 1.4er Normalobjektiv. Topcon fertigte zur RE bereits in den 1960er Jahren ein 2.8/300mm und später auch ein 2/135mm - lange vor Canon, Nikon oder gar Minolta!
Auch die UV-Topcore wirken - wie schon die Kamera - weit moderner, als sie sind. Ihr Design ist schlicht und gradlinig, die Fertigungsqualität durchaus OK - aber mit jenem Anflug von klein, leicht und auch etwas "billig", der eigentlich erst fünfzehn Jahre später zum Mainstream wird. Die ganze Fassung ist aus Metall (vorwiegend Leichtmetall) gefertigt, die "Gravuren" sind teils aufgedruckt (statt graviert), und ein Blendenring fehlt (er befindet sich ja am Kamera-Gehäuse).
* UV Bajonett (eingeführt 1961)
* Lichtstärke auf maximal 1:2 limitiert
* Aussenbajonett
* ungewöhnlich grosses Auflagemass von ca. 55mm
* wegen Zentralverschluss sehr geringer Innendurchmesser von ca. 21mm (!)
* beides zusammen führt zu Limitationen bei der Konstruktion von Objektiven: Die Austrittspupille muss auch bei langen Objektiven sehr nahe am Film sein, um Vignettierungen zu verhindern (das UV Topcor 4/200mm hat in etwa die Grösse eines klassischen 2.8/200mm)
* Aus heutiger Sicht sehr limitierende Eckdaten; im Vergleich zum Zentralverschluss der Zeiss Contaflex (1957) aber bereits wesentlich grössere Objektivauswahl möglich (Contaflex limitiert auf Lichtstärke 1:2.8 und Brennweiten 35mm bzw 80mm, die beide exorbitant gross & schwer waren)
* keine klassischen Auszugs-Verlängerung oder Balgengeräte möglich, da der enge Durchlass unweigerlich zu starken Vignettierungen führen würde
Die Reihe der UV Topcor Objektive ist sehr übersichtlich:
** 28mm 1:4
** 35mm 1:3.5
** 50mm 1:2 (Sechslinser)
** 53mm 1:2
** 100mm 1:4
** 135mm 1:3.5
** 135mm 1:4
** 200mm 1:4
** 87-205mm 1:4.7 Zoom
QUELLEN / LINKS
Captain Jack's early Topcon Site
Topcon Uni in der Sammlung Kurt Tauber