Minolta AF 85mm f14 qs Minolta AF 85mm f14 Minolta AF 85mm 1:1.4 (G)

Dieses Objektiv ist ungewöhnlich lichtstark, es hat bei Offenblende eine sehr schmale Schärfenzone, und abgeblendet gehört es zu den Objektiven mit der höchsten Detailauflösung im Alpha-System. Damit sind die hauptsächlichen Anwendungsgebiete des AF1.4/85 mm bereits umrissen: Available light, Porträtfotografie sowie Landschafts- und Architekturaufnahmen.

Zwei bei Insidern hoch geschätzte Objektive mit SR-Bajonett – das Minolta MC 1.7/85 mm (1968) und das Minolta MD 2/85 mm (1979) – sind die direkten Vorläufer des ersten 1.4/85ers aus dem Hause Minolta. Das AF 1.4/85 mm gehört zum guten Dutzend Klassikern im Alpha-System; es wurde optisch unverändert während beinahe 20 Jahren in drei verschiedenen Fassungen produziert, bevor es vom Zeiss ZA 1.4/85 mm abgelöst wurde. An den Minolta-/Sony-DSLRs wurde die Linse durch den im Gehäuse eingebauten Bildstabilisator plötzlich zu einer stabilisierten Optik, was ihr Einsatzgebiet nochmals deutlich erweiterte.

Wegen der schon bei f1.4 hohen Detailauflösung lässt sich das AF 1.4/85 mm auch bei Offenblende für Sachaufnahmen einsetzen, wenn eine möglichst starke Freistellung erwünscht ist. Bei f2 erreicht der Kontrast des AF 1.4/85 mm praktisch die Werte des Zeiss-Equivalentes; ab f2.8 bilden beide Optiken mehr oder weniger identisch ab.Das Bokeh ist – für manche eingefleischten Minoltians wohl eine Überraschung – zumindest bei f1.4 etwas unruhiger als beim Zeiss ZA 1.4/85 mm. Durch Abblenden auf f2.8 kehrt sich aber die Situation um: Das Zeiss liefert nun Scheiben mit sauber definiertem Rand, das Minolta eher sanfte, angenehme Unschärfe-Übergänge.

Bei nächtlichen Landschaftsaufnahmen mit punktförmigen Lichtquellen empfiehlt es sich, auf mindestens f4.5 abzublenden, um störendes Koma zu beseitigen. Die Vignettierung ist schon bei Offenblende wenig kritisch – ich habe öfters gesehen, dass die Bildwirkung gerade bei Porträts eher leidet, wenn man die verbleibende Randabdunkelung herausrechnet. Purple fringing ist bei f1.4 recht ausgeprägt und stärker als beim Zeiss-Equivalent; Abblenden auf f2 beseitigt das Problem weitgehend. Aufgrund der unterkorrigierten sphärischen Aberrationen ist die Fokussierung bei f1.4 nicht immer einfach. An der α900 empfiehlt es sich, ausschliesslich mit dem zentralen AF-Sensor zu arbeiten, der für lichtstarke Objektive optimiert ist.

Beim Abblenden verschiebt sich der Fokuspunkt leicht nach hinten; hat man den Autofokus der α900 bei Offenblende kalibriert, so wird man um f2.8 herum mit sichtbarem backfocus zukämpfen haben. Wie auch beim AF2.8/20 mm empfiehlt es sich, den Autofokus auf die meistgenutzte Blende einzumessen. Die Meinungen, welches der beiden hochlichtstarken 85er nun besser sei, gehen auseinander. Messtechnisch geht der Sieg an Zeiss, von der allgemeinen Charakteristik her geben manche dem Minolta den Vorrang.

Von der Haptik her liegt mir die zweite Version des AF 1.4/85 mm von 1993 am besten. Der AF-Ring ist ausreichend gross, hat aber – im Gegensatz zum grossen und auskuppelbaren Ring der Version von 2001 – kein störendes Spiel. Die Optik zeichnet bereits bei f1.4 sehr detailreich, aber mit deutlich reduziertem Kontrast, was der Porträt-Fotografie zugute kommt. Da das Minolta AF 2/100 mm genau umgekehrt ausgelegt ist – hoher Kontrast bereits bei Offenblende –, und da Minolta im Bereich der kontrollierten sphärischen Aberration (sog. softfocus-Objektive) mehrere Patente vorzuweisen hatte, gehe ich davon aus, dass für das AF 1.4/85 mm bewusst diese Auslegung gewählt wurde.

 

Baujahre Minolta ab 1987 (überarbeiteFassung 1993 und 2001)
Linsen/Glieder 7/6
Länge/Durchmesser 72/87 mm
Gewicht 550 g
Naheinstellgrenze 0.85 m
Filter 72 mmBauweise hochwertige Metallfassung
Fokussierung Floating Elements, Stangen-AF
Sonstiges Spezialversion Minolta 85mm 1:1.4 G Limited mit grösserem Frontelement