Minolta XE DSC03147 2013 

Konzeptionell auf der XM aufbauend und ebenso wie diese mit einer Zeitautomatik ausgestattet, ist die XE einerseits einfacher, andererseits auch besser durchdacht und klarer konstruiert als ihre professionelle Schwester. An der Kamera wiederum das MC 50 mm 1:1.4, das schärfemässig eine ausgezeichnete Reputation hat. In der Mitte das MC 135 mm 1:2.8 - ein Klassiker, hier in der sechslinsigen Version. Rechts davon das MC 28 mm 1:2, das mit "floating focusing" ausgestattet war, dahinter das MC 200 mm 1:4. Letzeres ist der mit niedrig dispergierenden LD-Gläsern ausgestattete Nachfolger des bei der XM gezeigten MC 200 mm 1:4.5.

 

Auf die professionelle XM folgte1975 die XE-1 (in Japan XE, in den USA XE-7) und 1976 die abgespeckte XE-5. Beide waren unverkennbar aus der XM abgeleitet, aber  für den semiprofessionellen Markt konzipiert. Genau wie die XM fühlt sich auch die XE sehr wertig und solide an. Im Gegensatz zur SR-Serie und zur XM, die beide eher an robuste Traktoren erinnern, laufen bei der XE-1 alle Funktionen seidenweich ab. Insbesondere der kugelgelagerte Filmtransport und die sanfte Verschlussauslösung lassen den Einfluss des Kooperationspartners Leitz (ab 1972) deutlich spüren. Die XE-1 verzichtet auf den aufwändigen Wechselsucher der XM, und statt eines Verschlusses mit Titanrollos baute man den gemeinsam mit Leitz und Copal entwickelten CLS-Verschluss („Copal-Leitz-Shutter“) ein. Dieser Metall-Lamellen-Schlitzverschluss erlaubte einen Automatikbetrieb von 4 s – 1/1000s.

Das komplexe Design der XM mit zahlreichen ungewohnten Bedienungselementen wurde bei der XE wieder auf die klassischen Werte der SR-T reduziert. Die Belichtungszeiten wurden um eine simple „Auto“ -Stellung ergänzt, die sich zudem mechanisch verriegeln lässt. Eine „+/“-Korrektur, ein Schalter zur Mehrfachbelichtung und der von XM her bekannte Okularverschluss machen die XE-1 wiederum zu dem, was bereits die SR-T war: ein Klassiker. Die XE-1 hat konstruktiv eine enge Verwandtschaft mit der von Leitz gebauten Leica R3.

Sowohl die seltene XM als auch die XE lassen sich auch heute noch problemlos benutzen, da handelsübliche 1.5 V Silberoxyd-Knopfzellen verwendet werden. Die XE ist aber wesentlich praxistauglicher, einfacher und trotzdem feiner gebaut als die XM - und leichter zu finden.

 

 

GEHÄUSE

Das Gehäuse der XE-Serie lehnt sich in Form und Grösse stark an die professionelle XM (1972) an. Es ist weitgehend aus Messing gefertigt; einzig die Abdeckung des Pentaprismas besteht aus Kunststoff. Auch die Bedienungselemente sind komplett oder weitgehend aus Metall gefertigt. Dies und das hohe Gewicht von 1.08 kg (inkl. MC 1.4/50mm) führen dazu, dass man sofort den Eindruck unbedingter Solidität und Zuverlässigkeit empfindet, wenn man die Kamera in die Hand nimmt.

Die Bedienung umfasst folgende Elemente:

Ein-/Aus-Schalter
Auslöser (mit Anschluss für Drahtauslöser)
Schnellspannhebel
Filmzählwerk
Film-Ladesignal
eingebauter Okular-Verschluss
Zeitenwählrad (4s bis 1/1000s, X und B sowie eine mechanisch verriegelbare "Auto" Stellung)
ISO-Wahlrad (mechanisch verriegelt)
+/ Korrektur (mechanisch in der Stellung "0" verriegelbar)
Rückspulhebel (ausklappbar)
mechanisches Vorlaufwerk (Selbstauslöser) mit separatem Auslöse-Knopf und variabler Vorlaufzeit
Abblendknopf
Hebel für passgenaue Mehrfachbelichtung (als eine der ganz wenigen Kameras überhaupt wird bei Mehrfachbelichtungen der Film passgenau fixiert!)
Zubehör-Schuh mit Mittenkontakt
Anschluss für Blitz-Synchronkabel 
Umschalter für X- oder FP-Blitzsynchronisation (Elektronenblitz bzw. Blitzlampen)
Batterieprüfhebel mit integrierter roter Leucht-Diode

 

 

SUCHER

Der Pentaprismen-Sucher der XE-1 ist ebenso wie die Mattscheibe fest eingebaut. Der Sucher zeigt mit 22.8 x 33.8 mm rund 94% des Bildformates von 24 x 36 mm. Oben über dem Sucherbild werden Blende und eingestellte Verschlusszeit (bzw. "A" bei Automatikbetrieb) eingespiegelt. Rechts neben dem Sucherbild findet sich die Messnadel des Belichtungsmessers und die dazugehörige Skala der Verschlusszeiten (1/1000 s - 4 s).

Der Sucher hat (mit 50 mm Normaloptik) eine Vergrösserung von 0.84x; damit ist das Sucherbild deutlich grösser als bei heutigen Spitzen-DSLRs (Canon D1X: 0.77x, Nikon D4: 0.72x).

Die XE-Serie hat - im Gegensatz zur XD - noch eine eigentliche Mattscheibe. Ein Schnittbild-Indikator im Zentrum, umgeben von einem Mikroprismen-Ring, dient als Scharfeinstell-Hilfe. Der Keile des Schnittbildindikators haben ebenso wie der Mikroprismenring eine Neigung von 8.5 Grad; damit können Objektive bis etwa f4.5 gut fokussiert werden, ohne dass einer der Keile abdunkelt.

 

 

VERSCHLUSS

Der Verschluss der XE ist ein von Copal, Leitz und Minolta zusammen entwickelter Metall-Lamellen Verschluss ("CLS-Verschluss"). Dieser Verschluss ist in vielen zeitgenössischen SLRs anzutreffen. Er unterscheidet sich grundlegend vom Tuch-Schlitzverschlkuss der SR- und SR-T-Modelle, aber auch vom Titan-Rollo-Verschluss der XM.

Der CLS-Verschluss kann manuell in ganzen Schritten von 1/1000s bis hinab zu einer Sekunde angesteuert werden; im Automatikbetrieb reicht der Bereich bis zu 4 s. Der Verschluss wird mechanisch geöffnet und mechanisch offengehalten; erst zum Schliessen des zweiten Vorhangs ist ein elektrischer Impuls nötig. Dadurch verringert sich der Stromverbrauch beträchtlich; zudem können lange Belichtungszeiten ("B") ohne Batterie angesteuert werden. Dies ist speziell für Astro-Aufnahmen wichtig und nützlich.

 

 

BELICHTUNGSMESSUNG UND -STEUERUNG

Wie schon die SR-T (1966) und die XM (1972) hat natürlich auch die XE eine Offenblende-Messung. Die XE ist aber die erste Minolta-Kamera, die eine fest ins Gehäuse integrierte automatische Belichtung vorweisen kann (bei der XM braucht es dazu den Spezialsucher AE oder AE-S). Ähnlich wie bei der SR-T werden im Belichtungsmessystem zunächst die folgenden Werte analog verrechnet:

Objekthelligkeit (=Messresultat der CdS-Fotowiderstände)
Blendeneinstellung (Blendensimulator)
ISO-Einstellung
+/ Korrektur

Der so gebildetet Wert wird an den digitalen Rechner weitergeleitet, der damit den Stromfluss zum (zunächst leeren) Verschluss-Kondensator steuert. Sobald der Kondensator gefüllt (und die richtige Belichtungszeit erreicht) ist, schliesst sich der Verschluss.

Der Messbereich der XE geht von 1 EV - 17 EV (d. h. f1.4 und 1s bis f11 und 1/1000s, jeweils bei ISO 100).

 

 

OBJEKTIVE

Zur XE (wie auch zur XM) passen die MC-X-Objektive von Minolta: Es handelt sich dabei um MC-Rokkore mit den rautenförmigen Gumminoppen auf dem Fokussier-Ring.
Alle mir bekannten MC-X Objektive gehören mechanisch zum Feinsten; ihre Schneckengänge sind aus der ideal sanft laufenden Kombination "Messing auf Aluminium" gefräst.

Die frühen MC-X-Objektive sind optisch (und weitgehend auch mechanisch) baugleich mit den MC-I und MC-II Optiken gleichen Zuschnitts:

• Minolta MC 16mm 1:2.8 Fisheye
• Minolta MC 21mm 1:2.8
• Minolta MC 28mm 1:2.5
• Minolta MC 28mm 1:3.5 [7/7]
- ältere Konstruktion, leistungsmässig dem 1968 vorgestellten MC 2.5/28mm deutlich unterlegen
• Minolta MC 35mm 1:1.8
• Minolta MC 35mm 1:2.8 [7/6] 
- ältere Konstruktion; offen sehr weich, aber abgeblendet auf f11 dem MC 1.8/35mm deutlich überlegen
• Minolta MC 50mm 1:3.5 Macro
• Minolta MC 58mm 1:1.2
• Minolta MC 85mm 1:1.7
• Minolta MC 100mm 1:2.5 [6/5]
• Minolta MC 100mm 1:3.5 Macro
• Minolta MC 135mm 1:2.8 [7/6]
• Minolta MC 135mm 1:3.5
• Minolta MC 200mm 1:3.5
• Minolta MC 200mm 1:4.5
  - vom Fotojournalisten und Buchautor Hans Kanne als "Tele-Bleistift" bezeichnet
• Minolta MC 300mm 1:4.5

 

Zusammen mit der XM (ab 1973) wurden u. a. folgende Neurechnungen eingeführt:

• Minolta MC 24mm 1:2.8 - handlicher Superweitwinkel mit floating elements, auch in Leica-Fassung für die Leica R produziert
• Minolta MC 50mm 1:1.4 - neues hochlichtstarkes Standard-Objektiv mit ähnlich hoher Leistung wie das MC 1.2/58 mm
• Minolta MC 50mm 1:1.7 - neues lichtstarkes Standardobjektiv
• Minolta MC 50mm 1:2 - Set-Objektiv zur günstigen SR-T 100
• Minolta MC 300mm 1:5.6

Bei der Einführung der XE (1975/76) wurde eine Reihe von neu gerechneten MC-X-Objektiven auf den Markt gebracht, die mit Ausnahme des 2/28mm und des 2.8/28mm deutlich besser waren als ihre jeweiligen Vorgänger:

• Minolta MC 7.5mm 1:4 Fisheye
• Minolta MC 17mm 1:4
• Minolta MC 28mm 1:2
- lichtstarkes 28 mm mit floating elements, löst das MC 2.5/28 mm ab, erreicht aber dessen Leistung nicht ganz
• Minolta MC 28mm 1:2.8 - mässig lichtstark; Ergänzung zum 3.5/28 mm. Ähnliche Leistung wie das MC 2/28mm und nicht auf dem Niveau des 2.5/28mm
• Minolta MC 28mm 1:3.5 [5/5] - bis auf die schlechtere Farbkorrektur ähnliche Leistung wie das MC 2/28mm und das MC 2.8/28mm
• Minolta MC 35mm 1:2.8 [5/5]  - Nachfolger des siebenlinsigen 2.8/35mm; offen deutlich höherer Kontrast, aber eher schwächere Detailschärfe als der Vorgänger
• Minolta MC 35mm 1:2.8 Shift CA
• Minolta MC 100mm 1:2.5 [5/5] 
- gegenüber dem früheren sechslinsigen MC 2.5/100mm sichtbar verbesserte Detailschärfe bei f2.5 und f4
• Minolta MC 135mm 1:2.8 [4/4]  - gegenüber dem früherensechlinsigen MC 2.8/135mm sichtbar verbesserte Detailschärfe bei f2.8 und f4
• Minolta MC 200mm 1:4  - bestes 200mm im Minolta-SR-System; Detailschärfe und Farbkorrektur fast auf dem Level des legendären AF 2.8/200 mm APO G
• Minolta MC 400mm 1:5.6 APO - mit einer Fluorit-Linse apochromatisch korrigiertes Teleobjektiv von exzellenter Leistung.